Mannheimer Morgen vom 28.11.2002
 
Behält die Bergbahn ihre historische Zugkraft?
 
Die Chancen für den Erhalt der alten Wagen wachsen

Von unserem Redaktionsmitglied Sigrid Ditsch

Heidelberg. Die Heidelberger Tourismus-Werber müssen wahrscheinlich ihre Prospekte nicht ändern: Die Bergbahn - fast so bekannt wie das Schloss - rollt möglicherweise doch noch mit den zwei bekannten historischen Wagen in die Zukunft. Allerdings technisch völlig modernisiert. Diese Bedingung stellt das baden-württembergische Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, das für die Sanierung eine Frist bis zum 30. April 2003 gesetzt hat. Wenn bis dahin nicht Antrieb, Bremsen, elektrische Einrichtungen und Fahrzeuge auf dem neuesten Stand sind, wird der Betrieb eingestellt. "Es gibt keine Verlängerung", unterstreicht Landesbergdirektor Volker Dennert (Freiburg) auf Anfrage unserer Zeitung.
Das weiß auch die Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) als Betreiberin des Gefährts. Gestern versuchte sich der Aufsichtsrat auf ein Konzept zu einigen, das allen Sicherheitsanforderungen genügt und auch den Wünschen von Bürgern und Touristen Rechnung trägt. Die Kostenschätzungen liegen bei sechs bis sieben Millionen Euro, möglicherweise sogar darunter. Der ursprüngliche Plan, die historischen Wagen, die zwischen Molkenkur und Königstuhl verkehren, durch neue zu ersetzen, scheint ausrangiert.
Nicht allein die Bürgerinitiative mit dem Verkehrsclub Deutschland sammelte bereits 1700 Unterschriften für den Erhalt - auch der Finanzausschuss des Heidelberger Gemeinderats macht sich für die vergangenheitsträchtigen Aushängeschilder stark, die auf dem letzten Stück - bislang ohne Pannen und Unfall - die 40 prozentige Steigung schaffen. Und das seit 1907.
Laut Volker Dennert vom Landesamt sollten "Profis" entscheiden, ob die alten Wagen den "neuen Bedingungen angepasst werden können" oder ob sie nur noch zum Anschauen stehen bleiben und modernen Wagen Platz machen. Das Fahrgestell sei jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen. Der alte Antrieb, der unter Denkmalschutz steht, soll keineswegs verschwinden. Ein neuer erforderlicher Antrieb könnte dann aber weitgehend unsichtbar unter die Wagenhalle verlegt werden, erwägt HSB-Vorstand Dr. Manfred Vogt.
Mehr will er erst Mitte Dezember verraten, wenn auch Oberbürgermeisterin Beate Weber das favorisierte Konzept begutachtet hat.
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