Badische Zeitung vom 13.August 2002
 
Keine Chance für historische Bergbahn
 
VON UNSERER MlTARBEITERlN JOHANNA EBERHARDT
HEIDELBERG- Sie gehört zu den ältesten Standseilbahnen Deutschlands und fährt seit fast 100 Jahren unfallfrei. Doch jetzt droht der Heidelberger Bergbahn das Abstellgleis. Denn das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg, Aufsichtsbehörde der 18 Bergbahnen im Land, hat die Stilllegung der Königstuhlbahn in Heidelberg zum 30. April nächsten Jahres angeordnet.
Die Bahn, die seit 1905 zwischen dem Schloss und dem Königstuhl verkehrt, entspreche weder im Hinblick auf den Brandschutz noch auf die Technik den geltenden Mindestanforderungen, erklärte ein Sprecher des Amtes. Sie berge zu viele Sicherheitsrisiken. Dies beginne mit der Elektronik und reiche bis zu den Türen, die so schmal seien, dass im Katastrophenfall Rettungsmannschaften Probleme hätten. Ein Umbau sei unmöglich, "in Ihrer jetzigen Form muss die Bahn stillgelegt werden."
Diese Kritik sei "an den Haaren herbeigezogen", meinte dagegen ein früherer Betriebsleiter, der bei der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG bis vor kurzem für die Sicherheit der Bahn zuständig war. "Die Mechanik ist wunderbar, da gibt es nichts Kompliziertes, und der Aufbau ist komplett aus Eiche. Bis die zu brennen anfängt, ist jeder Kunststoff längst weg. Und die letzte Bergungsübung hat vorzüglich geklappt," Im übriger habe es in fast 100 Jahren nie Probleme gegeben.
Einen Teil der Kritik relativierte inzwischen auch das Freiburger Amt. "Die Betriebssicherheit der Königstuhlbahn ist gewährleistet", heißt es nun, und bei der jüngsten Prüfung im März seien alle Fahrzeuge "funktionsfähig" gewesen, Dennoch; Die historische Bahn darf "in der heutigen Form" nicht mehr länger betrieben werden. Die Bahn weiche "infolge ihres Alters In wichtigen Punkten von den geltenden, anerkannten Regeln der Technik ab". Was bedeutet: Nach einer Grundmodernisierung werden von der alten Bahn "letztlich nur der Gleiskörper und das Häuschen erhalten bleiben".
Ungemach droht aus denselben Gründen offenbar auch anderen Bahnen im Lande. Nach der Brandkatastrophe von Kaprun habe man alte 18 baden-württembergischen Bahnen untersucht; dabei seien bei den meisten Mängel festgestellt worden, erklärte Volker Dennert, Leiter der Landesbergdirektion. Zu den Problernfällen zähle auch die Stuttgarter Bergbahn. Mit der jüngsten Untersuchung wolle man die Anlagen im Und technisch auf den neuesten Stand bringen und "alle denkbaren Unfälle ausschließen".
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