|
Rhein-Neckar-Zeitung
vom 2.03.2004 |
|
Was dem gefeuerten
HSB-Chef vorgeworfen wird |
Kritik:
"Er fiel bei Verhandlungen durch Nichtwissen auf" - Kernfrage:
Hat sich Vogt mit Heidelberg übernommen? |
Von Rolf
Kienle |
|
 |
|
Dem
Technischen Vorstand der HSB und kaufmännischen Geschäftsführer
der HVV, Dr. Manfred Vogt, der vergangene Woche vom Aufsichtsrat der HSB
überraschend abberufen wurde, werden eine Reihe von Fehlern und Fehlentscheidungen
vorgeworfen. Nun fragen sich alle: Was hat Vogt falsch gemacht, dass der
Aufsichtsrat einstimmig zur Ansicht gelangte, der Mann müsse sofort
gehen? |
Hauptvorwurf:
An den so genannten Allianz-Gesprächen der drei Nahverkehrsunternehmen
von Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg, in denen über die Zukunft
des Nahverkehrs im Rhein-Neckar-Dreieck verhandelt wurde, habe Manfred Vogt
nur unregelmäßig teilgenommen. Es habe die Gefahr bestanden,
dass die Positionen Heidelbergs eine untergeordnete Rolle spielen könnten.
Heute weiß man: Die HSB hat "zu wenig eingebracht". Dr.
Wolfgang Wagner, Chef des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar, VRN, glaubt allerdings
nicht, dass Heidelberg Schaden genommen hat, wie er der RNZ sagte. Zum 1.
Januar 2005 soll die Allianz ihre Arbeit aufnehmen. |
Richtig
teuer wurde für Heidelberg eine "Extrawurst" des HSB-Chefs:
Die acht neuen Variobahnen, vor fünf Jahren gemeinsam von den Verkehrsunternehmen
der Region bestellt, ließ Vogt in Heidelberg für 400 000 Euro
umrüsten. Die Siemens-Bordcomputer ersetzte er durch Technik der Firma
Init. Dass deren Geschäftsführer ein Duzfreund Vogts ist, erregte
vor allem den Unmut der HSB-Beschäftigten. Nachteil der Umrüstaktion:
Mit dieser Technik sind die Heidelberger Bahnen nicht kompatibel mit Mannheimer
oder Ludwigshafener Technik. Außerdem habe sie nicht reibungslos funktioniert.
Der Betriebsrat hatte den Umbau der neuen Bahnen damals abgelehnt. Ein Betriebsleiter,
der seinerzeit gegen den Umbau war, wurde gekündigt. |
Übereinstimmend
war von verschiedenen Seiten der Vorwurf zu hören: "Herr Vogt
war sachlich und fachlich überfordert." Das sagen Leute, die mit
dem promovierten Ingenieur zusammenarbeiteten. Er habe bei verschiedenen
Gesprächen unterschiedliche Versprechungen gemacht und "je nach
Publikum seine Meinung geändert." Damit habe Vogt schnell an Glaubwürdigkeit
verloren. Schlimmer jedoch sei gewesen, dass er uninformiert in Verhandlungen
kam und nicht über Details der Projekte im Bilde gewesen sei. "Er
fiel durch Nichtwissen auf." Vogt habe sich mit der Aufgabe in Heidelberg
übernommen. |
Auch
Wolfgang Wagner vom VRN habe sich von Anfang gefragt, "wie das gut
gehen kann." Wagner kannte Vogt schon, bevor dieser nach Heidelberg
kam. Dabei stellt sich allerdings parallel die Frage, warum man Vogt für
diese Position überhaupt aussuchte, wenn sich nun heraus stellt, dass
ihm Fachkenntnisse fehlten. |
Das
Fass zum Überlaufen brachten wahrscheinlich die Vorgänge um die
Bestellung und Reparatur der Bergbahn. Dass hier wahrscheinlich wichtige
Fristen verstrichen sind, wird ihm zwar nicht allein angelastet, zuständig
war er allerdings schon. |
Inzwischen
glaubt niemand mehr, dass die Bergbahn - wie vor einem Jahr zugesagt - ihre
Fahrt noch in diesem Jahr wieder aufnehmen wird. |
|
|
aktion
bahn
bilder
home
kontakt
legal
info links
meinung
presse
recht
über
uns |