Rhein-Neckar-Zeitung vom 19.01.2004  
 
Beim Anblick der Bergbahn
seufzen alle sehnsüchtig 
Wie Baubürgermeister Raban von der Malsburg die Seelen der Altstädter aufwühlt - und dann wieder streichelt 
Von Alexander R. Wenisch 
Die Bürger des Vereins „Alt Heidelberg" müssen sich wirklich extrem wohl fühlen. Anders ist nicht zu verstehen, wieso sie sich an einem phallisch anmutenden . Schornstein und an unterschiedlichem Pflasterbelag in der Altstadt so aufreiben, als gäbe es keine wirklichen Aufreger in Heidelbergs aufstrebendem Unesco-Schmuckkästchen. 
Aber Raban von der Malsburg wäre kein Altstädter, wüsste er nicht, wie er seine Nachbarn und Vereinskollegen wenigstens ein wenig in Rage bringen könnte. Also zeigt der Baubürgermeister zunächst einige Fotos des schlechten, unterschiedlichen, hässlichen Straßenbelags (inklusive eines kleinen Hundehaufens) und provoziert so kollektive Empörung im Verein „Alt Heidelberg". 
Aber nur, um den Aufreger nachzuschieben, der wie erwartet mit Rufen flankiert wird: „Buh" und „Das ist so hässlich" und „Scheußliches Ding". Stein des Anstoßes: Das geplante „Art Hotel" in der Grabengasse, dessen moderne Glasfassade inmitten historischer Bausubstanz einigen Altstädtern übel aufstößt. Allein das an die Wand projizierte Bild genügt, um den Altstädtern mit Leib und Seele, die hier gerne alles so schön romantisch alt belassen würden wie es ist, Wasser in die Augen, Zornesröte ins Gesicht und den Blutdruck nach oben zu treiben: „Das darf nicht wahr sein." 
Das „Art Hotel" spaltet die Alt-Heidelberger wie kein anderes der neuen von Malsburg vorgestellten Bauprojekte in der Altstadt. Das ehemalige Möbelgeschäft „Romer" wurde von einem Heidelberger Investor gekauft und wird gerade zu einem Design-Holel umgebaut (wir berichteten). Die geplante und bereits genehmigte Glasfassade des Hotels fürchten die Altstadter wie der Teufel das Weihwasser. Die grüne Fassade des Neubaus an der Neuenheimet Tiefburgschule ist ihnen das Menetekel: „Kein zweites Aquarium in der Altstadt." Erst recht nicht, weil jal Heidelberg jetzt Wettkulturerbe werden will.
Und als sich der Baubürgermeister dann auch noch auf die Seite jener Minderheit an diesem Abend stellt, die „zeitgemäße Architektur in der Altstadt" akzeptieren, „kompromisslos modernes Bauen" gar gut finden, da mochte sich wohl so mancher Gegner insgeheim gewünscht haben, Malsburg möge sich in Zukunft aufs Bratwürste Wenden beim Brückenfest konzentrieren. 
Aber der Bürgermeister wäre kein Altstädter, dem auch m dieser Nacht der Neckar in den Keller läuft, wenn er nicht wüsste, wie er die aufgebrachten Seelen streicheln kann. Er sei sich zwar nicht sicher, „ob ich da so ganz durchblicke", er vermute aber, dass die momentanen Querelen um die Heidelberger Bergbahn daraus resultieren, dass „die HSB nur mittelgroßes Interesse" am Erhalt der nostalgischen Touristenattraktion habe. Im Gegensatz zu den Altstädtern, unter denen plötzlich wieder Einigkeit vorherrscht. Das Foto der oberen Bergbahn vor romantisch verschneiter Stadtkulisse versöhnt - und man spürt förmlich das verzückte Seufzen der Altstädtern „Ja, des wolle mer", sagt einer. 
 
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