Rhein-Neckar-Zeitung vom 19.05.2003
Moderne Technik in der alten Bergbahn?
Sicherheitsanforderungen können vielleicht doch erfüllt werden
Wird sie nur umgebaut und modernisiert? Oder doch ausgetauscht? Foto: Alex
rok. Bleibt Heidelberg nun doch die alte Bergbahn erhalten? Mit einem technisch zeitgemäßen Innenleben und der geforderten Sicherheit, aber mit der Original-Karosse von 1907? Die Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG, HSB, hat die Hoffnung, dass sie Firmen findet, die diese Aufgabe bewältigen.
Bis heute, 19. Mai, konnten sich europaweit Hersteller von Bergbahnen an der Ausschreibung beteiligen. Zehn Bewerbungen liegen HVV-Chef Manfred Vogt vor, drei Firmen wären wohl dazu in der Lage, die technisch veraltete Bergbahn als Schmuckstück zu erhalten und sie dennoch so aufzumöbeln, dass die Ingenieure des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau das Fahrzeug als sicher bezeichnen und "grünes Licht" geben. Vogt ist optimistisch, dass ihm dieser Spagat gelingt.
Bisher war die HSB davon ausgegangen, dass die Auflagen des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau das Aus für die historische Bergbahn bedeuten. Das Landesamt habe HVV-Chef Manfred Vogt über Wochen mündlich versichert, man werde die obere Bergbahn nicht zum 30. April, sondern erst zum 30. Juni laufen lassen. Danach muss sie bis Frühjahr kommenden Jahres einer modernen, sichereren Bahn weichen beziehungsweise auf den Stand neuester Technik gebracht werden. Dann kam - Knall auf Fall - das Nein zur Fristverlängerung. Am 29. April ging bei der HVV per Fax die Ablehnung ein. Am Tag drauf war Schluss.
Die HVV gibt sich damit nicht zufrieden. Vogt suchte sich einen Fachanwalt und beauftragte ihn, Einspruch gegen die Ablehnung einzulegen. Der ging Anfang Mai an das Freiburger Landesamt. Gegen technische Auflagen "können wir nichts tun", musste Vogt zwar zugeben, wohl aber gegen den formalen Weg. Er hält die Ablehnung der Fristverlängerung vom einen auf den anderen Tag für anfechtbar. Gelingt ihm der Einspruch, dann könnte die Bergbahn noch bis 30. Juni fahren, "am liebsten natürlich noch die ganze Saison". Nicht nur die beiden oberen Bergbahnen sollen modernisiert werden, auch die unteren Bahnen brauchen eine Verjüngungskur. Sie allerdings sollen komplett gegen neue Bahnen ausgetauscht werden. Baubeginn ist Herbst. Mai 2004 sollen sie wieder fahren.
Eine Bevölkerungsgruppe übrigens bedauert die Stilllegung besonders: die Kinder. Ein Sechsjähriger spreche schon seit Tagen mit Empörung darüber, teilte dessen Mutter mit. Er schlägt vor, in Straßenbahnen Sammelbüchsen für Spenden aufzustellen. Busse seien kein Ersatz.
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