Von Karl-Horst Möhl  |
Die
neue "Variobahn" der HSB müsste nach ihrer bisherigen Geschichte
in "Pannen-Bahn" umbenannt werden. Erst musste die HSB von der
Bestellung bis zur Lieferung fast vier Jahre auf die neuen Niederflurwagen
warten, und jetzt wurden noch vor dem offiziellen Startschuss für
teures Geld die Bordcomputer ausgewechselt.
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Schon
am 18. Oktober 2002 wurde das erste Fahrzeug der neuesten Straßenbahn-Generation
bei der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) auf die Gleise
gesetzt. Zurzeit finden die ersten Test-Fahrten statt, doch erst am kommenden
Freitag wird dann endlich der offizielle Startschuss für die "Variobahn"
gegeben. Grund für die Verzögerung: Die neu gelieferten Straßenbahnen
werden umgebaut, um genauer zu sein, sie erhalten einen neuen Rechner
- seit Monaten unter der Hand Gesprächsstoff bei der HSB und immer
mit der Bemerkung "ein heißes Eisen" versehen. Dabei schien
mit der Bestellung alles geregelt zu sein.
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Die
fünf Verkehrsbetriebe mit Straßenbahnnetz im Rhein-Neckar-Raum
(VBL, Ludwigshafen; RHB, Rhein-Haardt-Bahn; MVV-Verkehrs AG; MVV-OEG und
die HSB) einigten sich Ende der 90er Jahre mit der "Variobahn"
auf einen modernen Niederflurwagen. So ist es zu lesen im neuen Buch von
Frank Muth "Straßenbahnen in Heidelberg, 100 Jahre Blau-Weiße
in der Neckarstadt". Weiter heißt es da: "Durch die höhere
Stückzahl werden bei der Bestellung Kosten gespart, zudem gestaltet
sich die Wartung eines einheitlichen Typs in der Mannheimer Zentralwerkstatt
effizienter", zumal sich bereits Arbeitsgruppen gebildet hätten,
"um ein Strukturmodell der regionalen Zusammenarbeit im ÖPNV
des Rhein-Neckar-Raums zu gestalten und sich auf das weitere Verfahren
zur Allianzbildung zu einigen. Auswirkungen auf die HSB sind noch nicht
abzusehen".
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Die
Realität sieht nicht ganz so rosig aus. Noch kann die HSB in ihre
Bahnen einbauen, was sie selbst will, auch wenn das in den anderen Verkehrsbetrieben
bedauert wird. Doch zu den Rechnern: Fahrbereit geliefert wurden die Bahnen
mit Computern der Siemens-Tochter Haeni. Diese erkennen unter anderem
die Strecke, melden an Ampeln Vorrang an, sind für die Anzeige im
Wagen verantwortlich und liefern den Fahrscheindruckern (auch anderen
Fabrikaten) Informationen, wann die nächste Bahn kommt, im günstigsten
Fall teilen sie dies auch noch den Anzeigetafeln im Hauptbahnhof mit.
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Jetzt
wurden die Haeni-Computer nach einem HSB-Vorstandsbeschluss gegen weniger
komfortable Modelle der Firma Init ersetzt. Da es in Heidelberg keine
Wendeschleifen gibt, verfügt der Fuhrpark nur über Zweirichtungsfahrzeuge
mit entsprechend zwei Fahrerplätzen. Die Zweirichtungsfähigkeit
kann angeblich nur durch ein erneutes Programmieren hergestellt werden,
bei Sonderfahrten entfällt die automatische Weichenstellung, ein
aushilfsweiser Einsatz in Mannheim ist nicht möglich. Außerdem
zieht der Umbau natürlich auch einen Umbau des Armaturenbretts in
den HSB-Werkstätten nach sich. Das könnte sicher alles noch
hingenommen werden, wenn der Austausch der Rechner nicht Kosten von rund
400 000 Euro verursachen würde. Daher wurde der Umbau vom Betriebsrat
abgelehnt.
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Offiziell
sei der Vorgang aber gar nicht vom Aufsichtsrat behandelt worden, heißt
es, da HSB-Chef Manfred Vogt Handlungsvollmacht bis zu 500 000 Euro habe.
Vogt versicherte seinerseits, dass die mit Haeni-Rechner gelieferten Fahrzeuge
nicht im HSB-Netz hätten eingesetzt werden können, ein Umbau
der neuen Fahrzeuge also auf jeden Fall unverzichtbar gewesen wäre
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